Blick auf den Bodensee.
Das Wasserblog / Wasserexkursion 2022

Wasserexkursion 2022

Nach zwei Jahren coronabedingter Zwangspause war es endlich wieder möglich — Ausflüge in die weite und spannende Welt (der Wasser­wirt­schaft)! Bis kurz vor der Abfahrt stand nicht genau fest, ob und unter welchen Bedingungen der Besuch der geplanten Exkursionsziele möglich ist. Daher wurde im Hintergrund mit heißer Nadel am finalen Programm gestrickt und die Studierenden mussten sich bei der „Buchung“ auf eine Exkursion mit Über­raschungs­programm einlassen … immerhin, die grobe Richtung stand fest:

Es geht an den Hochrhein und den Bodensee!

Prof. Peter Baumann

Schlussendlich war dann doch Vieles möglich, was während der Planung noch unsicher war und es gab jede Menge spannende Exkursionsziele:

Die nichtfachlichen Ziele und Punkte der Exkursion finden sich im Fazit sowie dem Dankeschön!

Wer nicht wagt, der nicht gewinnt!

Deutsches Sprichwort

18 Studierende des Bauingenieurwesens an der HFT Stuttgart nahmen unter Leitung der Professoren Michael Bach und Peter Baumann an der dreitägigen Exkursion vom 23. bis zum 25. Mai zu den insgesamt sieben Projekten der Siedlungs­wasser­wirtschaft und des Wasserbaus teil. Die nachfolgenden Berichte zu den einzelnen Stationen wurde von den Studierenden erstellt.

Staustufe Iffezheim

Energie Baden-Württemberg AG

Das größte Laufwasserkraftwerk Deutschlands an der Staustufe Iffezheim mit Schiffsschleuse gewinnt in Zeiten der Energiewende zunehmend an Bedeutung, oder besser gesagt: Regenerative Energien stehen im Fokus! Der Grund für den damaligen Bau der Anlage war allerdings nicht die Energieerzeugung, sondern die durch den Ausbau des Rheins verursachte Zunahmen der Fließgeschwindigkeit und die damit verbundene Erosion der Gewässersohle und Eintiefung des Rheins. Ziel war es, durch den Bau der Staustufe die Fließgeschwindigkeit des Rheins zu verringern und damit auch das weitere Absenken des Rheinwasserspiegels sowie der Grundwasserstände in der Umgebung entgegenzuwirken.

Mit seinen vier älteren und einer neuen fünften Turbine liefert das Kraftwerk Iffezheim theoretisch ca. 146 MW, der bisher erreichte Maximalwert betrug 139 MW. Diese erbrachte Leistung ist durchschnittlich an 66 Tagen im Jahr erzielt worden, Grund dafür sind die schwankenden Wasserstände des Rheins. Mit einem mittleren Durchfluss von ca. 550 m³/s können täglich große Mengen an Wasser durch die Turbinen geschickt werden.

Fließt mehr Wasser im Rhein, als zur Energiegewinnung genutzt werden kann, muss das überschüssige Wasser über eine Wehranlage auf französischer Seite abgeleitet werden. Das Kraftwerk Iffezheim ist verpflichtet, den Ober­wasser­stand dauerhaft auf exakt 123,60 mNN zu halten, da sonst die Schifffahrt negativ beeinträchtigt wird. Entsprechend besitzt die Staustufe Iffezheim keine Möglichkeit, abfließendes Rheinwasser zu speichern und ist nicht in das Hochwassermanagement des Rheins eingebunden.

Die neue Turbine 5 ging 2013 an das Netz. Sie besitzt einen Wirkungsgrad von 95 % und dreht mit 83 Umdreh­ungen pro Minute etwas langsamer als die anderen Turbinen. Durch ihre größeren Laufräder mit einem Durch­messer von 6,80 m können ca. 39 MW über eine Fallhöhe von 9,50 m erzeugt werden. Auf die Wartungstüre zur Turbinenkammer wirken daher über 10 bar Wasserdruck. Unser Tourguide der EnBW fasste es so zusammen:

Wenn Sie diese Türe öffnen, sind Sie schneller wieder oben als Sie unten waren!

Tourguide, Energie Baden-Württemberg AG

Da die Turbinen empfindlich auf Fremdkörper reagieren, befindet sich im Zulauf ein Rechen aus senkrecht angeordneten Stahlstäben im Abstand von ca. 18 cm, um schädliches Treibgut am Eindringen in die Turbinen zu hindern. So werden jährlich bis zu 3.000 m3 Müll abgefangen, anschließend sortiert und entsorgt.

Man merkt, die Fußballligen laufen wieder, wenn am Montagmorgen Bälle im Rechen hängen.

Tourguide, Energie Baden-Württemberg AG

Natürlich ist ein Bauwerk mit solchen Ausmaßen wie in Iffezheim ein unüberwindbares Hindernis für die Wasserlebewesen des Rheins, weshalb eine Fischtreppe neben dem Kraftwerk gebaut wurde, um den Aufstieg der Lebewesen zu ermöglichen.

Damit die Fische den Einstieg zur Treppe finden, wird eine Lockströmung verwendet, welche die natürlichen Instinkte der Wasserlebewesen anspricht. Rheinabwärts schwimmen die Lebewesen entweder über die Fischtreppe, die Schleuse oder direkt durch die Turbinen.

Bericht: D. Jung, C. Kocher, M. Steuer

Kläranlage Breisgauer Bucht

Abwasserzweckverband Breisgauer Bucht

Der Abwasserzweckverband (AZV) Breisgauer Bucht, bestehend seit 1966, wurde gegründet, um die damalige Situation der Gewässer zu verbessern. Besonders der Schutz der Gewässer Dreisam, Elz und Glotter verlangte nach einer grundsätzlich neu durchdachten Abwasserbehandlung. Mit dem Zusammenschluss des AZV und dem Bau von 140 km Kanal im 650 km² umfassenden Verbandsgebiet, wurde der Grundstein für die Verbands­klär­anlage in Forchheim gelegt. Diese ist seit 1980 in Betrieb und die viertgrößte Kläranlage Baden-Württembergs.

Die längste Fließzeit des Abwassers beträgt sieben Stunden bis zu uns.

U. Bannwarth, AZV Breisgauer Bucht

Rund um die Uhr wird in der Kläranlage „Breisgauer Bucht“ anfallendes Abwasser behandelt, unaufhörlich fließt es mit all seinen Bestandteilen der Kläranlage zu. Genaueste Planung, engagierte Mitarbeiter im Schichtbetrieb und eine modern ausgebaute Kläranlage ermöglichen den reibungslosen Ablauf der Abwasserentsorgung — zum Schutz der Umwelt und der Bevölkerung!

Hierfür befindet sich das Abwasser etwa 20 Stunden innerhalb der Anlage und durchläuft die unterschiedlichen Stufen der Abwasserbehandlung. Beginnend beim Zulauf, wird das Abwasser zunächst mechanisch gereinigt. Dazu wird es über das Rohwasserpumpwerk der Rechenanlage, dann dem Sand- und Fettfang und anschließend dem Vorklärbecken zugeführt. Nachdem die mechanische Reinigung abgeschlossen ist, findet im Belebungs- und Nachklärbecken die biologische Reinigung statt.

Das Besondere an dieser Kläranlage ist die Flockungsfiltration, die an das Nachklärbecken anschließt. Wo bei anderen Kläranlagen das gereinigte Abwasser in das Gewässer geführt wird, geht es hier noch weiter. Das Abwasser wird  nochmals mechanisch über einen Sandfilter gereinigt und das Spülwasser wird  zurück in die Vorklärung geführt. Abschließend wird das Wasser über den Leopoldskanal dem Rhein zugeführt. Die Klärschlammbehandlung, Gasverwertung sowie das Labor runden die gesamte Anlage ab.

Die geplante Erweiterung um 50 % des Beckenvolumens findet aktuell mit dem Optimierungsbetrieb ihren Abschluss. Damit ist die biologische Reinigung um zwei Nachklärbecken, einem zweistraßigen Belebungsbecken und einem Pumpwerk erweitert worden. Die Planung einer vierten Reinigungsstufe steht noch aus.

Deshalb arbeite ich ja hier auch wahnsinnig gern und bin auch sehr stolz auf das, was wir machen.

U. Bannwahrt, AVZ Breisgauer Bucht

Insgesamt ist zu einem Besuch der Kläranlage „Breisgauer Bucht“ geraten. Schonungslos wird ein Einblick gewährt, den wohl jeder einmal nötig hätte. Einmal zu sehen, was alles im Abwasser, und somit schlussendlich auch in der Kläranlage, landet, lässt den einen oder anderen gewiss erschrocken auf die bisherige Nutzung der Toilette zurückblicken. Ebenso wächst die Achtung vor der in Kläranlagen geleisteten Arbeit, insbesondere in der Kläranlage „Breisgauer Bucht“.

Bericht: A. Bieger, T. Dobler, V. Vogt

Kesslergrube

Roche Pharma AG

Am Dienstagvormittag wurde die Altlastensanierung Kesslergrube der Firma Roche in Grenzach-Wyhlen besichtigt. Auf dem Gelände, das früher einmal eine Kiesgrube beherbergte, ist heute eine von außen auf den ersten Blick unscheinbare Industriehalle zu finden. Diese Halle verbirgt jedoch ein großes Projekt der Firma Roche, um die ehemalige Deponie, welche in den alten Kiesgruben angelegt wurde, nachhaltig zu sanieren. Die ehemalige Deponie wurde zwar nicht von Roche selbst betrieben, aber auch Roche deponierte dort Produkt­ions­abfälle, die im Nachhinein als bedenklich eingestuft wurden.

Der Anteil an relevanten chemischen Stoffen liegt bei 10–15 %.

U. Wilke, Roche Pharma AG

Um der eigenen Firmenphilosophie nachzukommen und um ihrer Verantwortung gegenüber Anwohnern und der Natur gerecht zu werden, beschloss Roche 2012, die Altablagerungen komplett auf eigene Kosten zu entfernen, um so einer Gefahr der möglichen Kontamination des angrenzenden Rheins zuvorzukommen.

Konkret geht es um eine Fläche von 14.000 m2, die auf bis zu 13 m Tiefe abgetragen werden muss und anschließend wieder verfüllt wird. Insgesamt müssen ca. 182.000 m3 Material bewegt werden, was eine heraus­fordernde Logistik mit sich bringt, inklusive eigenem Schiffsanleger, Shuttleschiff und vielen Zügen mit containerweisem kontaminiertem Material.

Die Baugrubenerschließung erfolgte durch überschnitten Bohrpfahlwände, die mit Erdankern gestützt sind. Auf die Pfähle wurde ein Betongurt betoniert, auf dem eine Stahlhalle ruht. Diese spannt über die komplette Aushub­fläche. Ein aufwendiges Luft- und Wasserreinigungssystem wird eingesetzt. Im Bereich der Aushubarbeiten wird dauerhaft ein Luftunterdruck erzeugt, damit die kontaminierten Stäube nicht in die Umwelt gelangen. Die Baumaschinen wurden mit einer Umluft-unabhängigen Luftversorgung nachgerüstet, auch die Mitarbeiter mussten außerhalb der Maschinen einen Anzug mit Atemluftversorgung tragen. Zwischen außen und innen ist deshalb auch ein aufwendiges Schleusensystem für Mensch, Gerät und Materialcontainer eingerichtet.

Um die thermische Entsorgung der Chemieabfälle möglichst effizient und kostengerecht durchführen zu können, wurde das komplette Feld in 10x10 Meter Raster eingemessen und beprobt. Mit diesen Daten wurden die Abtragungsschichten genau klassifiziert und konnten so je nach Belastungsgrad abgeführt werden. Um bei der Ausgrabung möglichst genau zu arbeiten, wurden die Baugeräte vernetzt und mit der digitalen Unterstützung für den Baumaschinenführer konnte auch nur das ausgewählte Raster abgetragen werden. Zusätzlich wurde das Baufeld regelmäßig mit 3D-Laserscanning aufgemessen und mit dem Soll-Wert verglichen.

Anschließend wird die Grube mit sauberem Bodenmaterial aufgefüllt und verdichtet. Die weitere Nutzung als Industriegebiet ist in Planung.

Bericht: S. Brukner, K. Stöcker, R. Ulmschneider

Hochwasserschutz Lörrach-Hauingen

BIT Ingenieure AG

In Lörrach-Hauingen wurden zwei Wasserbauprojekte besichtigt. Hierbei handelt es sich um zwei unter­schiedliche Maßnahmen zum Hochwasserschutz am Sormattbach. Das bei mittleren Abfluss­verhältnissen recht unscheinbare Gewässer ist in der Vergangenheit bei stärkerem Niederschlag mehrfach über die Ufer getreten. Dies führte zur Überflutung von Straßen und Gebäuden, zuletzt im Jahr 2014.

Der kritische Punkt war die Überführung des offen im natürlichen Gewässerbett verlaufenden Bachs in ein unter den Straßen hindurchführendes Kanalbauwerk (Verdolung).

Das denkt man immer gar nicht, bei so einem kleinen Bach.

Prof. Michael Bach, HFT Stuttgart

In einer ersten Optimierungsmaßnahme wurde die Form des Rechens am Einlauf in den Kanal angepasst. Für den Fall einer Verstopfung des Einlaufs durch angeschwemmtes Material wurde zusätzlich ein Bypass errichtet, um den Wassermengen weiterhin eine Abflussmöglichkeit zu bieten.

Da auch der alte Rechen rechnerisch auf ein Hochwasserereignis von HQ100 bemessen war, aber schon bei HQ20 überfordert war, sollte der Unsicherheit einer erneuten Verlegung mit Überflutungsfolge zusätzlich durch einen auf 4,8 m3/s gedrosselten Abfluss begegnet werden.

Das ist der Gürtel und oben sind die Hosenträger.

T. Krämer, BIT Ingenieure AG

Für die dafür nötige Zwischenspeicherung wurde als zweite Maßnahme flussaufwärts ein Hoch­wasser­rück­halte­becken (HWRB) als „grünes Becken“ errichtet. Hierfür wurden aus einer ungenutzten Wiesenfläche 500 m3 Erd­material ausgehoben und zum Teil zur Aufschüttung eines ringsum verlaufenden Dammbauwerks verwendet. Die Überflutungsfläche kann ein Wasservolumen von 11.700 m3 aufnehmen.

Nach Erfassung eines Wasserspiegelanstiegs im Bach durch eine Messsonde, wird ein Schieber geschlossen, welcher den Abfluss im natürlichen Gewässerbett unterbindet und das Wasser dem HWRB zuführt. Aus diesem erfolgt in einem separaten Bauwerk der eingestellte Drosselabfluss in das Gewässer, das die benannten 4,8 m3/s problemlos abführen kann. Falls das gesamte Volumen des HWRB ausgenutzt wird, existiert zusätzlich eine Entlastungsschwelle, bei welcher mit einem Notüberlauf über eine Länge von ca. 20 m eine gleichmäßige Entlastung gewährleistet wird. Ein Testlauf oder ein Aufstau durch ein natürliches Hochwasserereignis bis HQ100 fand bisher noch nicht statt.

Das Exkursionsziel eignete sich aufgrund seiner uneingeschränkten Begehbarkeit sehr gut, um den Studierenden in sehr anschaulicher Form die einzelnen Komponenten und Funktionsweise eines HWRB näherzubringen. Vielen Dank für den Einblick!

Bericht: P. Neuberger, P. Sautter

Hochwasserschutz Kandern

UNGER ingenieure Ingenieurgesellschaft mbH

In der Vergangenheit haben aufgetretene Hochwasserereignisse in der Ortslage von Kandern zu erheblichen Schäden geführt. Aufgrund der örtlichen Randbedingungen wurde eine große innerörtliche Umbaumaßnahmen zum Hochwasserschutz für die historische Altstadt von Kandern geplant und von 2010 bis 2012 umgesetzt.

Bemessungsgrundlage für die Planung war ein Hochwasser, das statistisch einmal in 100 Jahren vorkommt (HQ100). Der mittlere Abfluss beträgt 0,81 m3/s, bei einem hundertjährigen Hochwasser steigt die Durchfluss­menge bis auf 49,1 m3/s an. Um diese Wassermassen schadlos abzuführen, wurde die Kandern im Verlauf des alten Bachbetts auf einer Länge von 250 Metern um 3 Meter verbreitert und um einen Meter abgesenkt. Weiter unterhalb wurde das Flussbett auf 150 Metern ebenfalls auf 3 Meter verbreitert.

Drei Meter Breite im Bestand – das ist schon ein Wort!

Prof. Peter Baumann, HFT Stuttgart

Für die Verbreiterung wurden 300 überschnittene Bohrpfähle gesetzt und auf 100 m laufende Unterfangungen und Rückverankerung von Gebäuden realisiert. Im Zuge der Verbreiterungen wurden zudem fünf Brücken neu errichtet.  Die beengten Platzverhältnisse im innerörtlichen Bereich stellten während der Bauarbeiten eine besondere Herausforderung an Planer und Maschinenführer.

Beeindruckend, wie viele Bohrpfähle gesetzt wurden … da wackeln die Tassen im Schrank!

Leonard Ray, HFT Stuttgart

Die Baukosten für alle Maßnahmen betrugen 6,5 Mio. € wovon 82 % durch Fördermittel der EU und des Landes gedeckt wurden. Ein spannender zweiter Tag mit großartigen Eindrücken geht zu Ende.

Bericht: F. Hänel, L.Ray

Trinkwasseraufbereitung Sipplinger Berg

Zweckverband Bodensee-Wasserversorgung

Die nach dem Zweiten Weltkrieg herrschende Wasserknappheit in vielen Gemeinden und das beginnende Wirt­schafts­wunder in den 50er forderte neue Ansätze für die Trink­wasser­versorgung von der Schwäbischen Alb bis in den Norden Baden-Württembergs. Aufgrund dessen gründete sich 1954 der Zweckverband Bodensee-Wasserversorgung. Die im Jahre 1958 in Betrieb genommene Boden­see­wasser­versorgung auf dem Sipplinger Berg bei Überlingen versorgt täglich rund 4 Millionen Menschen in Baden-Württemberg mit Trinkwasser aus dem Bodensee.

(Unser) Trinkwasser ist Wasser, das jeder Mensch zu jedem Zeitpunkt bedenkenlos trinken kann!

S. Busjahn, Zweckverband Bodensee-Wasserversorgung

Um eine gleichbleibende Wassertemperatur von ca. 5 °C zu gewährleisten, wurde entschieden, die Entnahmestelle des Wassers auf etwa 65 Meter Tiefe abzusenken. Von dort aus werden mithilfe von sechs Pumpen ca. 4100 l/s auf den Sipplinger Berg befördert. Im sogenannten Quellbecken tritt das Wasser erstmals ans Tageslicht, bereits hier entspricht es — auch ungefiltert — schon den strengen Vorgaben der deutschen Trinkwasserverordnung.

Um aus Seewasser bestes Trinkwasser zu gewinnen, wurde im ersten Schritt ein Mikrosiebverfahren installiert, in dem kleinste Algen und Schwebstoffe entfernt werden. Im zweiten Schritt wird durch Zugabe von Ozon das Wasser entkeimt und letzte Mikroorganismen werden abgetötet. Abschließend wird durch Mehrschichtfilter bei geringer Zugabe von Eisensalz das Wasser vollständig von Trübstoffen befreit.

Nun macht sich das Wasser auf seine Reise bis in den Norden Badens. Auf dem 1.700 km langen Gesamtnetz durchquert es Leitungen mit einem Durchmesser von bis zu 2,25 m und legt die größte Distanz in circa sieben Tagen zurück. Siebzehn Pumpwerke sorgen im Netz für ausreichend Druck und befördern das Wasser zu höher gelegenen Städten und Gemeinden. Ein Großteil des Wassers wird im Freispiegel transportiert und kommt so in die Hochbehälter, aus denen die Verteilung an die Haushalte erfolgt.

Das Bodenseewasser ist einfach gut!

S. Busjahn, Zweckverband Bodensee-Wasserversorgung

Bericht: D. Rudolf. M. Ristl, T. Völker

Kläranlage Deißlingen

Weber-Ingenieure GmbH

Nach dem deftigen Mittagessen im Biergarten — geprägt von einer unbeschreiblichen Landschaft mit Blick auf den Bodensee — ging es nun zum letzten Ziel unserer dreitägigen Exkursion. Die Kläranlage in Deißlingen liegt ungefähr 106 km von Stuttgart, nur unweit vom Ursprung des Neckars in der Nähe von Villingen-Schwenningen entfernt. Mit einem Mischwasserzufluss von ca. 845 l/s und einem Einwohnerwert von 85.000 gehört sie zu den mittelgroßen Kläranlagen in Baden-Württemberg. Deshalb ist es umso wichtiger, ein optimales Ergebnis bei der Abwasserbehandlung zu erreichen.

Die Kläranlage wird daher aktuell um eine vierte Reinigungsstufe erweitert. Nach der bestehenden, biologischen Abwasserreinigung werden zukünftig aus dem geklärten Abwasser durch Adsorption im Abwasser enthaltene Mikroschadstoffe mit granulierter Aktivkohle (GAK) eliminiert. Außerdem wird hierbei auch die Phosphatfällung an die zukünftigen Anforderungen angepasst.

Die sieben Filterkammern des GAK-Absorbers werden durch eine innovative Messtechnik und dazugehörige Motorschieber gleichmäßig mit ca. 140 l/s durchströmt. In regelmäßigen Abständen wird die Aktivkohle rückgespült und letztendlich alle zwei Jahre erneuert. Hierbei kann auch auf thermische Verfahren zurückgegriffen werden, um die Aktivkohle zu reaktivieren und wiederzuverwenden.

Besonders hervorzuheben an der Anlage ist, dass infolge der günstigen topografischen Bedingungen die Durchströmung im freien Gefälle erfolgt und keine zusätzliche Hebeanlage notwendig ist. Insgesamt soll die Anlage circa 6 Millionen Euro teuer werden und schon Ende 2022 fertiggestellt sein.

Bericht: A. Hugo, A. Pasic

Fazit

Drei Tage mit jeder Menge hochkarätigem fachlichen Input und vielen spannenden Zielen aus der ganzen Breite der Wasserwirtschaft! Und eine willkommene Abwechselung zur „grauen Theorie“ im Hörsaal — insbesondere nach drei Semestern, die fast nur vor dem Bildschirm verbracht wurden. Wieder wurde klar, wie

  • vernetzt die einzelnen Bereiche der Wasserwirtschaft untereinander sind,
  • viele Wechselwirkungen mit anderen Fachdomänen mitbetrachtet werden müssen,
  • stark die Ökologie an Bedeutung gewinnt (und zum Teil hier freiwillig „vorausgegangen“ wird),
  • komplex und langfristig zu denken ist, um auch zukünftig ein nachhaltiges und klimaresilientes Wassermanagement zu ermöglichen und
  • wichtig das Gut Wasser für uns Menschen ist!
3

eindrucksvolle Tage mit

7

spannenden Exkursionszielen ergeben

100%

Informationen & Spaß!

Auch neben dem fachlichen Input hat alles gepasst! Es hat nur geregnet, wenn wir im Bus saßen oder anderweitig im Trockenen waren (so, wie sich das für eine Exkursion cooler Wasseringenieure gehört ;-) Und wir hatten ein beeindruckend motivierte Gruppe an Studierenden dabei! Sonst muss man als Professor meist ein paar Fragen „aus dem Ärmel schütteln“, damit nach einem Vortrag nicht absolute Stille ist. Dieses Mal war es eher schwierig, die eigenen Fragen loszuwerden, weil mit so viel Interesse von den Studierenden gefragt wurde.

Ich saß mehrmals auf heißen Kohlen, weil die vielen Fragen die Zeitplanung an oder über das Limit gebracht haben — so etwas habe ich bisher selten erlebt. Großartig & weiter so!

Prof. Michael Bach

Selbstverständlich gab es auch Gelegenheit für den persönlichen Austausch — sowohl zwischen den Studierenden (von Semester 1 bis Semester 6) als auch zwischen den Studierenden und den Professoren. Spannende Gespräche und Lebensgeschichten am Abendessen. Plaudereien aus dem Nähkästchen. Aber auch ganz viele Einblicke in die jeweilige Lebenssituation. Nach drei Semester grauer Video-Kästchen war das eine absolute Bereicherung für alle Seiten!

Dankschön!

Diese Exkursion wäre ohne die vielfältige Unterstützung nicht möglich gewesen — sowohl im Vorlauf als auch im Nachlauf gibt es viel zu tun! Und natürlich braucht eine Exkursion spannende Ziele, d. h. Gast­geber, die bereit sind und sich die Zeit nehmen, uns zu empfangen und sich sprichwörtlich „Löcher in den Bauch fragen lassen“.

Danke an unsere Gastgeber

Zunächst also ein ganz herzliches Dankeschön an alle unsere Gastgeber, die uns spannende Ziele zugänglich gemacht haben und auf alle Fragen qualifizierte Antworten gewusst haben:

Ohne Ihre Bereitschaft wären weder solche Exkursionen noch eine praxisnahe Lehre an der HFT Stuttgart möglich — danke für Ihr Engagement!

Prof. Peter Baumann & Prof. Michael Bach

Sponsoren

Damit der Exkursionbeitrag für die Studierenden halbwegs im Rahmen bleibt, hat die LEONHARD WEISS GmbH & Co. KG  — wie schon in vielen anderen Jahren — alle diesjährigen Exkursionen der Bauingenieure an der HFT Stuttgart mit einem Zuschuss unterstützt!

Wir sagen im Namen der Studenten: Danke! Und gerne wieder!

Prof. Peter Baumann & Prof. Michael Bach

Das Bauingenieur-Team an der HFT Stuttgart

Ein ganz herzliches Dankeschön geht auch an das Bauingenieur-Team, dort werkeln kleine Feen das ganze Jahre im Hintergrund — und haben auch für diese Exkursion einiges „gezaubert“! Vielen Dank an

  • Frau I. D‘ Ottavio,
  • Frau E. Tezcan und
  • Frau K. Spaccavento!

Auch für die Live-Berichterstattung von der Exkursion!

Mal wieder tolle Arbeit — und wie immer gut gelaunt! Danke!

Prof. Peter Baumann & Prof. Michael Bach

Erholung und gesunder Schlaf!

Auch die Unterkunft stand ganz im Zeichen des Wassers, wir nächtigten im Heimathafen in Lörrach! Danke an das ganze Team des Heimathafens für das nette Einchecken und den hervorragenden Frühstücksservice!

Zweimal war der Heimathafen unser sicherer Hafen — entweder für erholsamen Schlaf oder eine schnelle Dusche nach durchfeierter Nacht ;-) Danke!

Prof. Peter Baumann & Prof. Michael Bach

Hin und zurück

Last — but not least: Danke an Frau Trinkhaus von der Süsser Reisen & Transport GmbH für hervorragende Fahrdienste!

Immer gut gelaunt — auch wenn es mal eng oder staubig wurde! Pünktlich und sicher kamen wir hin und zurück — vielen lieben Dank!

Prof. Peter Baumann & Prof. Michael Bach
5 Kommentare Kommentar schreiben

Warum ich von meinen Freunden seit dieser Exkursion komisch angeschaut werde? - "Guckt mal eine Kläranlage, können wir kurz anhalten?"

Hilfreich im Hinblick auf die kommende Wahl der Vertiefung.

Nichts für Geruchsempfindliche!

Die Exkursion war echt entspannt. War wie ein Kurzurlaub :) Highlight war Sipplingen!

Die Relevanz des Bauingenieurs im Bereich der Wasserwirtschaft wurde durch diese Exkursion besonders zum Vorschein gebracht.

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